Die Entstehung Europas im Burgund
Europa, Licht der Welt.
In der im Evangelium nach Matthäus beschriebene Bergpredigt, verkündet Jesus Christus seinen Jüngern die neue Frohe Botschaft: „ihr seid das Licht der Welt“. Papst Urban II, nutzte 1089 die gleichen Worte, um die Mönchsgemeinschaft von Cluny im Burgund zu adressieren. Und gemäß Jesus Anweisung: „euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“, verbreiteten die Mönche von Cluny und ihre Nachfolger das Licht über ganz Europa und trugen dazu bei, dass sich die europäische Lebensweise schließlich über den gesamten Erdball ausbreiten sollte.
Die Entstehung der europäische Zivilisation und die zentrale Rolle welche Burgund dabei gespielt hat, ist das Leitmotiv dieser Webseite.
Im Burgund konnte sich in einem stetigen Streit der Ideen und der Widersprüche eine einzigartige Kultur entwickeln, denn hier vermischten sich zum ersten Mal, alle Ingredienzien, die Europa schließlich ausmachen sollten: Hellenismus, Christentum, Mönchstum, Römertum, Kelten, Germanentum (insbesondere Burgunder und Franken). Dieses Gemisch verfestigte sich unter den Franken, deren Reich unter Karl dem Großen Kern-Europa definierte. Im Mittelalter waren es dann das Kloster Cluny und die Zisterzienser (beide aus dem Burgund) welche Europa zivilisatorisch, kulturell und religiös missionierten. Beispielhaft hierfür steht im Jahre 1132 die Einweihung der Klosterkirche von Cluny, der mit Abstand größten Kirche der Christenheit. Damit diese fertiggestellt werden konnte, musste der Spitzbogen erfunden werden, nachdem das überdimensionierte romanische Gewölbe zuvor eingestürzt war, weil seine Rundbögen den enormen Kräften nicht standhalten konnte.
Es entbehrt nicht einer feinen Ironie, dass ausgerechnet ein irischer Wandermönch und Gründer u.a. der Abteien Luxeuil im Burgund und Bombium in Oberitalien, der heilige Kolumban, in einem Schreiben an Papst Gregor des Großen zum Osterfeststreit, zum ersten Mal den Ausdruck „Europa“ verwendet. Kolumban spricht von der Einheit „totius Europae“ – ganz Europas, in dem ein einheitlicher Ostertermin gelten müsste.
„Erfindung“ der Gotik Emanzipierung von der Antike
Mit den im 11. Jahrhundert entstanden, ersten gotischen Kathedralen in Sens (Burgund) und St. Denis, konnte sich Europa kulturell von der Antike emanzipieren. Die Zisterzienser, mit ihren vielen Filialklöstern, wurden zu Botschaftern der Gotik und etablierten in Europa ein einheitliches Bildungsprogramm, basierend auf den klassischen „artes liberales“ deren Wurzeln, wie die Europas, in Hellas lagen.
Geteiltes Burgund: Best of two worlds
Burgund war im Mittelalter meist geteilt: Die eine Hälfte war Teil des französischen Königreichs, während der andere Teil zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Unter dem Haus Valois fand das politische Gebilde Burgund seinen Höhepunkt und größte Ausdehnung, als Teile Belgiens und der Niederlande unter die Kontrolle der Herzöge von Burgund gerieten und Dijon und Brüssel die Hauptstädte waren. Nach dem Tod Karl des Kühnen (ausgerechnet in einer Schlacht gegen die „Ur-Burgunder“, den Helvetiern), ging nicht nur die Krone an die Habsburger, diese übernahmen auch den Kulturstil sowie das Motto „Bella garant alii. Tu felix Burgundia, nube“ auf „Austria“ angewandt.
Es war kein Zufall, dass sich Europa Napoleons in Waterloo bei Brüssel entledigte. Brüssel, die Hauptstadt Belgiens, das nach wie vor in ein wallonisches und einen flämischen Territorium geteilt ist, wie ehemals Burgund, wurde 1997 formell Hauptsitz der Europäisch Union. 1961 gründete Roger Schutz zehn Kilometer nördlich von Cluny einen neuen, internationalen, ökumenischen Orden: Die Communauté de Taizé, über die Papst Johannes Paul II sagte: „Oh, Taizé, dieser kleine Frühling!“