Der Vertrag von Verdun: Ende der territorialen Einheit Burgunds
843 teilte der Vertrag von Verdun das Fränkische Reich der Karolinger in drei Herrschaftsgebiete auf:
- Lothar als ältester Sohn Karls erhielt die Kaiserwürde sowie das später als Mittelreich bezeichnete Lotharii Regnum, das sich von der Nordsee bis nach Italien erstreckte;
- Karl der Kahle bekam das Westfrankenreich, aus dem später Frankreich hervorgehen sollte;
- Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfrankenreich, aus dem später das Heilige Römische Reich hervorging.
Nach dem Tod Lothars teilten sich Karl der Kahle (* 823 bis † 877) und Ludwig der Deutsche dessen Reich unter sich auf. In den zehn Jahren nach Karls Tod, lösten sich fünf schwache karolingische Könige auf dem Thron Frankreichs ab. Zunächst wurde 877 Ludwig II., genannt der Stammler (846 bis † 879) für zwei Jahre König. Ihm folgten Ludwig III. (* etwa 864; † 5. August 882) und dessen Bruder Karlmann II. (* 866; † 6./12. Dezember 884). Beide Brüder folgten gleichberechtigt dem Vater nach und vereinbarten 880 eine Reichsteilung. Als Ludwig III. starb, übernahm Karlmann auch dessen Herrschaftsbereich. Ihnen folgte Karl der Dicke (* 839; † 13. Februar 888). Nach dessen Tod erhoben die nordfranzösischen Adligen jedoch
Odo von Paris
einem Adligen aus dem Geschlecht der Robertiner zum König. Er wurde am 29. Februar 888 in Compiègne durch den Erzbischof Walter von Sens gekrönt. Gewissermaßen erlitten die Karolinger das gleiche Schicksal, wie die Merowinger vor ihnen: sie wurden durch ihre tüchtigsten Hausmeier bzw. Grafen ersetzt. Die Robertiner aus denen die Kapetinger hervorgingen, spielten in der weiteren Geschichte Burgunds, Frankreichs und Europas eine entscheidende Rolle.
Der Vertrag von Verdun im Burgund
Durch den Vertrag von Verdun fand die territoriale Einheit der alten Burgundia ein Ende: Die östlich der Saône liegenden Gebiete fielen dem Reich Lothars zu, die westlich Region Bourgogne entsprechen, kamen zum west-fränkischen Reich Karl II des Kahlen. Aber die Zentralregierung war stark geschwächt und in vielen Landesteilen erstarkten lokale Fürsten. In dem neuen „West Burgund“ gelingt es beispielsweise Warin, Graf von Mâcon große Teile dieses Gebiets zu erwerben, Titel und Würden zu häufen. Er wird Graf von Chalons und Nevers und Laienabt der Abtei Flavigny. Warins Stellung als „comes et dux“ nimmt die Rolle eines den Grafen übergeordneten Stellvertreters des Königs, dem Herzog vorweg.
Unter Ludwig dem Frommen trat Warin besonders während der Krisenjahre 830 – 835 hervor; in den ersten Regierungsjahren Karls des Kahlen wurde er zu einem der mächtigsten Männer des Westfrankenreichs. Mit seinen Truppen kämpfte er in der Schlacht von Fontenoy (841 – im Burgund südwestlich von Auxerre) auf Seiten Karls und trug entscheidend zu dessen Sieg bei. Die kriegerische Auseinandersetzung war der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Streitigkeiten und Kämpfen, die seit 830 zwischen den Nachfahren Karls des Großen ausgetragen wurden. Ein Jahr nach dem Tod Ludwig des Frommen, kämpften einerseits dessen ältester Sohn Lothar zusammen mit dessen Enkel Pippin II. gegen dessen jüngeren Söhne Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche. Letztere gingen als Sieger aus der Schlacht hervor.
Am Ende des 9. Jahrhunderts gab es also drei benachbarte Herrschaftskomplexe an denen jeweils der Name Burgund haften geblieben war:
Hochburgund
und
Niederburgund
waren abhängig vom deutschen Kaiser;
Während die westfränkische Burgundia, das
Herzogtum Burgund
ein französisches Lehen wurde.
Bilder Quellen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vertrag_von_Verdun.svg Furfur [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
Von Marco Zanoli, Sidonius – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4653884
Von Marco Zanoli (Sidonius) – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4667733
Quellen