Schon die Pachomius-Regel verlangt, dass jeder Mönch discat litteras et de Scripturis aliquid tenat – das Alphabet lernt und die Heilige Schrift teilweise kennt. In der Frühzeit des gallischen Mönchwesens ist den Mönchen aber meist nicht mehr als Elementarkenntnisse des Lesens, Schreibens und Singens und die Kenntnisse der liturgischen Ordnung vermittelt worden. An den Bischofssitzen war es nicht besser und man kann in der Merowingerzeit auch noch nicht von Domschulen sprechen. Das änderte sich mit dem iro-schottischen und angelsächsischen Mönchtum. Die ersten Klosterschulen im organisatorischen und pädagogischen Sinn wurden in Irland im 6. und 7. Jahrhundert gegründet – so in Bangor. Dieses iro-schottische Klosterschulwesen wurde mit Kolumbans und seiner klostergründeten Gefährten auf den Kontinent übertragen. Die sich jetzt bildeten Klosterschulen übertrafen bis ins 9. Jahrhundert die Domschulen.
Kolumban
wurde um 543 in der Provinz Leicester in Irland geboren und im Kloster Bangor in Nordirland, erzogen. Er wurde Lehrer und unterrichtete dort 30 Jahre. Als junger Mann bemühte er sich um die Kenntnis der freien Wissenschaften, der liberalium litterarum, und der Grammatik.“ Hier tauchen die freien Künste, die artes liberales nach Cassiodor zum zweiten Mal im Umfeld der Klöster auf.
591 zieht es ihn mit Gefährten (u.a. mit dem späteren hl. Gallus) nach Gallien, wo er vorhatte, im Sinne der asketischen Heimatlosigkeit (peregrinatio propter Christum „Pilgerschaft um Christi willen“) zu leben. Einmal in der Freigrafschaft Burgund angekommen, gründete er das Kloster Annegray. Bald jedoch war auch Schluss mit asketischer Heimatlosigkeit als Kolumban ganz in der Nähe, den gut befestigten, verlassenen, Gallo-romanischen Ort Luxovium entdeckte. Dieser römische Ort war Attila 451 überfallen worden und in den über 100 Jahren seitdem zerfallen, hatte aber noch die Vorzüge eines römischen Thermalbads, worauf auch der heutige Name Luxeuil-les-Bains hinweist. Die auf den römischen Ruinen erbaute
Die Abtei Luxeuil
wurde St. Peter geweiht, blühte unter der intellektuellen und geistigen Führung der Irischen Mönche auf und trug maßgeblich zur Christianisierung der Burgunden bei.
Als im späten 6. Jahrhundert der Abt von Lèrins, Colon in Luxeuil verweilte, um anschließend seine eigene heruntergekommene Abtei erfolgreich zu reformieren (Papst Gregor der Große lobte Colons Amtsführung, warnte ihn einem Brief aber ausdrücklich vor Völlerei, Stolz, Geiz, schlechte Rede und allgemeine Unreinheit) schließt sich ein Kreis: Im 5. Jh. war Lèrins eine Stätte der Bewahrung der griechisch antiken Geistigkeit und bildete viele Kirchengrößen u.a. den Heiligen Patrick aus. Patrick missionierte Irland. Sein Nachfolger Kolumban kehrt nach Burgund zurück und gründet das Kloster Luxeuil, basierend auf den antiken Prinzipien und den artes libres. 150 Jahre nach der Gründung von Lèrins muss Abt Colon in Luxeuil wieder in die Klostermanagement Schule gehen, um in der Lage zu sein, die eigenen Äbte zu reformieren.
Das Kloster war erfolgreich, da es unter dem Schutz Childeberts II. und später von dessen Nachfolger Theuderich II. stand und sich so der Jurisdiktion der Bischöfe entziehen konnte. Vor allem fränkische Adlige und Beamte sandten ihre Söhne als Oblaten in das Kloster, um sie dort ausbilden zu lassen. Für diese Klöster schrieb Kolumban zwei Regeln, die Regula monachorum und die Regula Coenabalis und zwei Bußbücher.
In einem Schreiben Kolumbans an Papst Gregor des Großen zum Osterfeststreit (es ging darum, dass Kolumban weiterhin dem irischen Festkalender folgte und das Osterfest zu einem anderen Termin, als der Rest der römischen Kirche feierte) taucht zum ersten Mal der Ausdruck „Europa“ auf. Kolumban spricht von der Einheit „totius Europae“ – ganz Europas, in dem ein einheitlicher Ostertermin gelten müsste.
Nachdem sich Kolumban 610 mit Theuderich, dem König von Austrien und Burgund überworfen hatte, wurde er von diesem vertrieben und floh über die Schweiz (wo sein Schüler und Begleiter schließlich u.a. St. Gallen gründen sollte) nach Italien wo er das Kloster Bobium gründet. Bobium erhielt 643 als erstes abendländisches Kloster die Exemtion von der bischöflichen Jurisdiktion und seine Äbte erhielten als erste das Recht der Pontifikalien. Kolumbans Schüler Eustasius († 629) und Gallus († 645) und deren Schüler Kilian von Würzburg († 689) führten die erfolgreiche iroschottische Mission auf dem europäischen Festland fort und bekamen bald Unterstützung aus England. Währenddessen erlebte Luxeuil unter Kolumbans Nachfolgern Eustasius und Waldebert einen Aufschwung und war Ausgangspunkt für die Missionierung der Baiern durch Eustasius und Agilus. 662 wurde das Kloster Corbie von Luxeuil aus besiedelt. Um 670 wurden in Luxeuil wahrscheinlich zum ersten Mal Minuskeln in Handschriften verwendet. Nach der Zerstörung des Klosters 732 durch die Sarazenen, wurde es als Benediktinerabtei unter Karl dem Großen wiederhergestellt. Drogo, ein Sohn Karls des Großen (mit seiner Konkubine Regina), war 820–855 Abt von Luxeuil.
Auch Philibert (*617 bis † 684) erhielt seine Ausbildung in Luxeuil. Er gründete die Abteien Jumièges, Noirmoutier und Montivilliers. Wandregisel oder Saint-Wandrille (*vor 600 bis †668) möglicherweise mit dem Stammvater der Karolinger Arnulf von Metz verwandt, trat in das Kloster Luxeuil ein und gründete am Ufer des Doubs das Kloster Saint-Ursanne sowie um 649 die Abtei Fontenelle (heute Saint-Wandrille).
Willibrord von Echternach * um 658 Northumbrien, England † 7. November 739 in Echternach (Luxemburg)
Die besondere Bedeutung seiner Mission liegt darin, dass er mit dem iro-schottischen Ideal der asketischen Heimatlosigkeit der Wandermönche brach und systematisch und planmäßig in Abstimmung mit Rom an die Arbeit ging. 692 reiste er zu Papst Sergius I., um Zustimmung für seine Mission zu erhalten. Während eines zweiten Besuchs in Rom 695 erfolgte auf Verlangen Pippins seine Ernennung zum Erzbischof der Friesen auf Reisen, zugleich bekam er den kirchlichen Namen Clemens verliehen. Erstmals gab es nun mit ihm auf dem Kontinent einen päpstlich autorisierten Erzbischof. Willibrord/Clemens schuf Verbindungen zwischen dem Papst und dem karolingischen Königshaus. Ab 719 wurde Willibrord tatkräftig vom fränkischen Hausmeier Karl Martell unterstützt.
Bonifatius, gestorben 754 oder 755 in Friesland
war einer der bekanntesten Missionare und der wichtigste Kirchenreformer im Frankenreich. Bischof Daniel von Winchester sandte Wynfreth im Herbst 718 nach Rom, wo er von Papst Gregor II. beauftragt wurde, als Heidenapostel den deutschen Völkern das Evangelium zu verkünden. Die Missionsreisen des Bonifatius darf man sich als Expeditionen vorstellen, auf die er sich mit Kriegern, Handwerkern und größerem Gefolge begab, um Niederlassungen und Klöster zu gründen. Sein Missionswunsch traf sich mit den Interessen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell, der (wie auch seine Nachfolger) im Christentum und in einer straff organisierten Reichskirche eine Klammer sah, die den Zusammenhalt seines Reichs fördern konnte. So stellte er Bonifatius nach seiner zweiten Romreise 723 einen Schutzbrief aus, mit dem dieser in sein Missionsgebiet zurückkehrte. Bonifatius war Missionserzbischof, päpstlicher Legat für Germanien, Bischof von Mainz, zuletzt Bischof von Utrecht sowie Gründer mehrerer Klöster, darunter Fulda. Aufgrund seiner umfangreichen Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien wird er seit dem 16. Jahrhundert als „Apostel der Deutschen“ verehrt.
Bilder Quellen: Bonifatius – Wikipedia https://images.app.goo.gl/n4iQzNF3BCpMm75R6
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:WLANL_-_23dingenvoormusea_-_Bonifatius.jpg
Quellen