Die Habsburger in Burgund

Maximilian I. aus dem Geschlecht der Habsburger war durch Heirat mit Maria von Burgund ab 1477 Herzog von Burgund I geworden. Beide hatten eine Tochter, Margarethe von Österreich und einen Sohn, Philipp der Schöne,  (* 22. Juli 1478 in Brügge bis † 25. September 1506) der 1494 für mündig erklärt wurde aber bereits 1506 stab.  Philipps Erbe wurde sechsjährig im Kindesalter, der spätere Kaiser Karl V. ( * 24. Februar 1500 in Gent  bis † 21. September 1558). Die Herrschaft wurde in der Zwischenzeit von einem Regentschaftsrat ausgeübt. Dieser erklärte 1515 den Herzog vorzeitig für mündig. Karl kam bald in Konflikt mit dem französischen König Franz I., u. a. weil er das Herzogtum Burgund zurückgewinnen wollte.

Im Damenfrieden von Cambrai von 1529 musste Karl auf den Besitz des Herzogtums Burgund verzichten. Er konnte aber die reichen burgundischen Niederlande behaupten. Burgund war eine der wichtigsten Besitzungen innerhalb des Machtbereichs von Karl V und trug maßgeblich zur Finanzierung seiner Machtpolitik bei. Im Jahr 1549 sprach Karl Burgund seinem Sohn Philipp II. zu, der als sein Nachfolger auf dem spanischen Thron vorgesehen war. Philipp residierte einige Jahre in Brüssel aber nachdem er seinen Herrschaftsmittelpunkt nach Spanien verlegt hatte, gerieten die burgundischen Niederlande an die Peripherie seines Machtbereichs, zumal nach der Trennung vom Herzogtum Burgund „das burgundische Element in den nördlichen Provinzen bald zurücktreten“ sollte, sodass die entstehenden Niederlande nur bis Mitte des 16. Jahrhunderts zur Geschichte Burgunds gehörten. Die Randlage der Niederlande im spanischen Reich ab Mitte des 16. Jahrhunderts war ein Grund dafür, dass die Stände dem Herrscher aus Madrid ihre Gefolgschaft aufkündigten. Im achtzigjährigen Krieg erkämpften die nördlichen Vereinigten Provinzen ihre Unabhängigkeit von der spanischen Linie der Habsburger. Ihr verblieben die Spanischen Niederlande, die 1714 österreichisch wurden.  Das burgundische Erbe der Habsburger in dessen territorialem Ausgangsgebiet endete mit der Abtretung der Freigrafschaft Burgund an Frankreich im Holländischen Krieg 1678.

Jedoch setzten die Habsburger Traditionen des burgundischen Hofes fort – etwa, indem sie den Orden vom Goldenen Vlies zum habsburgischen Hausorden machten. In vielerlei Hinsicht haben die Habsburger, hat Wien den Stab von Burgund übernommen, nicht nur wegen der cleveren Heiratspolitik, der Vorliebe für Pomp und Gloria, den Weinanbau und den Auseinandersetzungen mit den Sarazenen. Die kulturellen Impulse, die mit dem burgundischen Erbe verbunden waren, prägten Maximilian und in Folge die Dynastie Habsburg: Die verfeinerte Hofkultur der Habsburger der Neuzeit und vor allem das Hofzeremoniell, das einen übersteigerten Herrscherkult propagierte, fußten auf dem Vorbild der burgundischen Hofhaltung. Auch die höchste Auszeichnung am Hof der Habsburger, der Orden vom Goldenen Vlies, war ein Erbe Burgunds.

Die Herzöge von Burgund waren ein eigenständiger politischer Faktor, und, in einem noch stärkerem Maße, eine kulturell prägende Kraft. Das Reich der Burgunderherzöge war durch seine Heterogenität definiert, denn die verschiedenen Territorien waren ethnisch und kulturell unterschiedlich: Französisch war die Hofsprache, die Untertanen sprachen aber je nach Region Französisch, Flämisch, Niederländisch oder Deutsch. Zum Burgunderreich gehörten die agrarisch dominierten Gebiete des eigentlichen Burgunds genauso wie die holländischen Seehäfen am Atlantik. In Abhängigkeit zu den Herzögen standen kirchliche Territorien wie die Bistumslande von Lüttich ebenso wie die reichen Handelsstädte Flanderns. Die unterschiedlichen Territorien unter einer Herrschaft zusammenzufassen war eine Herausforderung.

Den Damenfrieden von Cambrai handelten am 5. August 1529 die damals 49-jährige Margarethe von Österreich und die damals 52-jährige Luise von Savoyen aus und beendeten so den Krieg der Liga von Cognac zwischen Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich.

Beide Herrscher wollten nicht direkt miteinander verhandeln, weshalb sich Luise von Savoyen, die Mutter des französischen Königs Franz I., und Margarete von Österreich, die Tante Karls V., auf einen Interessenausgleich verständigten und den Vertrag unterzeichneten.

Mit diesem Frieden wurde die Vorherrschaft des Hauses Habsburg über Italien festgeschrieben. Die französische Krone verzichtete auf alle Ansprüche in Italien (Genua, Herzogtum Mailand und Königreich Neapel) und auf die Herrschaft über Flandern, das Artois und Tournai. Mailand und Neapel gelangten so unter den direkten Einfluss Karls V. Vertragsbestandteil war außerdem die Freilassung der beiden in Madrid befindlichen Söhne Franz’ I., François und Henri (der spätere Heinrich II.), gegen ein Lösegeld von zwei Millionen Soleils. Frankreich sah im Gegenzug seine Ansprüche auf das Herzogtum Burgund, das schon seit 1477 in seinen Händen war, bestätigt.

Es gab bezeichnenderweise auch keine dominierende Hauptstadt: Der Schwerpunkt verlagerte sich in der dritten Generation weg vom ostfranzösischen, ländlich geprägten Stammland um Dijon, hin zu den Niederlanden mit ihrer blühenden Stadtkultur. Gent und später Brüssel wurden Zentren der burgundischen Herrschaft. Das in wenig mehr als einem Jahrhundert entstandene Staatengebilde bestand aus Gebieten ohne historische Verbundenheit: nur der Herrscher an der Spitze bürgte für den Zusammenhalt. Daher war die Symbolsprache der Macht wichtig. Die reiche Hofkultur der Herzöge, die den Mythos Burgunds begründete, diente als Medium, um die Herrschaft zu visualisieren und im Bewusstsein der Zeitgenossen zu festigen. 

Am Ende des 19. Jahrhunderts war Wien das Kulturzentrum Europas, von hier erfolgte der Aufbruch in die Moderne.  Von hier ging aber auch die endgültige Zerstörung der alten europäisch, dynastischen Ordnung aus: Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich löste zur Erhaltung der gottgegebenen Monarchie (mit begeisterter Unterstützung der drei Cousins, Kaiser Wilhelm II., King Georg V. und Zar Nikolaus II.) die Weltkriege des 20. Jahrhunderts aus.  Danach wurden Fürsten ersetzt durch den Geld- bzw. Kapitaladel, der Klerus durch die Presse bzw. die Medien. Was sich mittelfristig trotzdem nicht geänderte hat: weniger als 10% der Bevölkerung gehören über 90% des Vermögens.

Quelle: Martin Mutschlechner http://www.habsburger.net/

 

Bildquelle: Datei:Kaiser-maximilian-und-maria-von-burgund 1-920×1035.jpg – Wikipedia https://images.app.goo.gl/xqxwcYwysvNsouNz8

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