Burgundischer Epilog: Taizé

Vielleicht war es Zufall, dass am Ende der größten europäischen Katastrophe, den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, durch Roger Schutz, einem Schweizer, im Burgund, zehn Kilometer nördlich von Cluny, die Saat gepflanzt wurde, für einen neuen, internationalen, ökumenischen Männerorden: der Communauté de Taizé. Bekannt wurde die Gemeinschaft vor allem durch die ökumenischen Jugendtreffen, zu denen jährlich rund 100.000 Besucher vieler Nationalitäten und Konfessionen kommen. Bis zu seiner Ermordung im Jahr 2005 war Schutz als Prior der Gemeinschaft tätig. Früher hätte die Kirche diesen Märtyrer sofort heiliggesprochen aber Bruder Roger hatte einen entscheiden Makel: er war Protestant. Trotzdem empfing ihn Papst Johannes Paul II regelmäßig zu Privataudienzen. Bei einem Treffen begrüßte der Papst Frère Roger mit den Worten: „Oh, Taizé, dieser kleine Frühling!“, um die Wertschätzung der ökumenischen Arbeit Taizés auszudrücken.

Die Regeln des Frère Roger 

Die Brüder der Communauté leben nach den von Frère Roger verfassten Regeln „die Quellen von Taizé die von einer Regel im eigentlichen Sinn wenig zu tun hat: sie will einen einfachen Weg aufzeigen, um ein Gleichnis der Gemeinschaft zu leben. Der „Geist der Seligpreisungen“ scheint in den „Regeln“ immer wieder durch: Die Einfachheit im Glauben, die Freude an der Gemeinschaft der Menschen mit Jesus und Gott, die Barmherzigkeit im menschlichen Zusammenleben sind auch zentraler Bestandteil der Gebets- und Liedtexte. Jahr 2018 zählten etwa 100 Brüder zur Communauté. Die Brüder sind „Katholiken oder Mitglieder verschiedener evangelischer Kirchen. Sie stammen aus über fünfundzwanzig Ländern. Durch ihr Dasein selbst ist die Communauté ein konkretes Zeichen der Versöhnung unter gespaltenen Christen und getrennten Völkern.“

Versöhnungskirche

Durch die vielen Besucher war die romanische Dorfkirche häufig überfüllt. 1961 begann die Communauté am Rande des Dorfes den Bau der Versöhnungskirche. Seither kamen immer mehr Jugendliche nach Taizé, und 1966 fand das erste Jugendtreffen mit 1400 Teilnehmern aus 30 Ländern statt. 1970 kündigte Frère Roger ein Konzil der Jugend an, dessen Hauptversammlung 1974 stattfand und an dessen Eröffnung 40.000 Jugendliche teilnahmen.

Taizé wird nie den Einfluss oder gar die Macht von Cluny oder der Zisterzienser unter Bernard von Clairveau erreichen aber es zeigt, insbesondere der von Rom gesteuerten Kirche, eine Möglichkeit den Menschen wieder glaubhaft, einen sinnvollen Lebensentwurf anzubieten.

Dass der Vatikan auf seine Dogmen und Privilegien verzichtet und sich auf „Einfachheit, Freude und Barmherzigkeit“ besinnt, ist eher unwahrscheinlich. Das Burgund ist da ein gutes Stück weiter: von der Hybris Karl des Kühnen hat sich das Land erholt: 1939 schrieb Romain Rolland:

…ich genieße den Frieden der weiten und heiteren Fluren…. die sanften Wellen der blauen Hügel, die klaren Flüsse, die sich zwischen Pappelreihen durch die Wiesen schlängeln und die Juwelen der Architektur, die das Land jenen Jahrhunderten verdankt, da das erhabene Rom und das alte Frankreich hier herrschten“.

Mit der Ausnahme der „autoroute du soleil“ und der TGV Bahn Strecke (die keine 500 Meter von dem Wenigen, was von der Klosterkirche von Cluny geblieben ist entlang führt) hat sich bis heute wenig geändert. Das Burgund ist vielerorts eine Insel, in einer größtenteils sinnfrei gewordenen Welt.

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