Historiker bezeichnen Karl IV. (1316 bis † 1378), entweder als den größten römisch-deutsche Kaiser des Spätmittelalters oder als jemanden, der, u.a. durch seine Verpfändungspolitik, dem Reich großen Schaden zugefügt hat.
Aus dem Geschlecht der Luxemburger stammend, in Prag als Wenzel geboren, ab 1355 römisch-deutscher Kaiser Kaiser Karl IV interessierte er sich nicht sonderlich für den Süden oder Südwesten seines Reiches. Das ist eine Erklärung dafür, warum er bereit war einen solch hohen Preis für seine Krönung zu zahlen: Dafür, dass er am 5. April 1355 von einem von Papst Innozenz VI. (der wie alle Päpste seit Clemens V. in Avignon residierte) beauftragten Kardinal in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, verspielte er die burgundische Königskrone, denn seine Krönung zum König von Burgund, in Arles im Jahr 1365, war die letzte burgundische Königskrönung. Für diese Ehrung entließ Karl Avignon aus der Lehnsherrschaft des Imperiums und verlieh bei einem Besuch in Paris, am 7. Januar 1378 dem französischen Kronprinzen kaiserliche Stellvertretervollmachten in Burgund, womit er faktisch Reichsrechte aufgab.
Wahrscheinlicher als bloßes, mangelndes Interesse, ist die unmittelbare Beeinflussung durch den französischen Königshof, an dem Karl 1323–30 seine Erziehung erhielt. Zu seinen Erziehern zählte Pierre Roger der Erzbischof von Rouen und acht Jahre lang Kanzler von Frankreich war und später vom französischen König als Papst Clemens VI. (1342 bis 1352) eingesetzt wurde. Die Regentschaft des prunksüchtigen Nepotisten, Clemens VI. gilt als Tiefpunkt des „Exils von Avignon„.
Clemens sah in Kaiser Ludwig IV. eine ernste Bedrohung, denn nach einem erfolgreichen Italienfeldzug führte dieser am 12. Mai 1328 den Franziskaner Petrus von Carvaro, von Volk und Klerus von Rom gewählt, als neuen Papst ein. Petrus nahm den Namen Nikolaus V. an. Zu Pfingsten, am 22. Mai 1328, krönte der neue Papst Ludwig in der Peterskirche. Clemens IV in Avignon reagierte auf dies Provokation indem er die Würde des amtieren Kaisers durch Exkommunizierung und Kirchenbann zu untergraben versuchte und die Gegenkandidatur seines ehemaligen Schülers Karl IV. mit allen Mittel förderte.
Dieser konnte sich schon bald revanchieren, indem er auf seine kaiserlichen Rechte an dem päpstlichen Avignon verzichtete, obwohl er zu dieser Zeit noch gar kein Kaiser war. Daraufhin erwarb Clemens am 12. Juni 1348 die Grafschaft Avignon für 80.000 Gulden. Ähnlich wie der Vatikan am Tiber, schuf Clemens damit einen päpstlichen Staat an der Rhône.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger, waren Karls Italienfeldzüge waren halbherzig und ineffektiv. Durch seine Verpfändungspolitik mutierte das Kaisertum zu einem reinen Hausmachtskönigtum und er hinterließ insgesamt ein geschwächtes Reich.
Allerdings darf man bei der kritischen Betrachtung der Regierungszeit Karls nicht außer acht lassen, dass der schwarze Tod ab 1346 in Europa wütete. Bis 1353 forderte die Pest geschätzte 25 Millionen Todesopfer – ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Für Karls Abtretung Burgunds mag eine Rolle gespielt haben, dass die Anzahl der Todesopfer im östlichen Gebiet des Reichs sehr viel geringer war, als im Süden und Westen.
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Bildquelle: Jakob Daniel Burgschmiet / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)