Die Franken, Teil 2: Emmergenz 259 n.Chr. bis zur Schlacht auf den katalaunischen Feldern 451 n.Chr.

 

Der Name der Franken

Der Name der „Franken“, lateinisch „franci“ tauchte im 3. Jahrhundert auf und bezeichnete die rechts des Niederrheins lebenden germanischen Stämme. Es ist nicht ganz klar, wieso dieser Sammelbegriff für Chamaver, Chatuarier, Brukterer, Marser, Chauker, Cherusker etc. aufkam, welche Stämme genau dazu gehörten und was die Bedeutung des Namens „franci“ ist aber es ist nicht zu übersehen, dass es viele der Stämme waren, die sich 250 Jahre früher unter Arminius gegen Rom erhoben hatte.  Die Franken beriefen sich später ausdrücklich auf die istaevonische Tradition und deren Protagonisten, die SugambrerGregor von Tour bezeichnete den ersten fränkischen Gesamtkönig Chlodwig bei seiner Taufe (497 n. Chr.) als Sugambrer. Damit wurde deutlich, was die Franken miteinander verbunden hat, nämlich eine im Unterschied zu früher, gemeinsame, konservativ geprägte religiös-politische Ausrichtung. Sie waren jetzt theoretisch alle Anhänger der istaevonischen Richtung. (Quelle: Roemer und Franken am Niederrhein)

Franken, franci oder wrank-ija

Ein weiteres Indiz hierfür ist der Name „franci“ selbst, der gewöhnlich für „frei“ (vom altnorwegischen frakkr, mutig, rasch) gedeutet wird. Sehr wahrscheinlicher ist dies aber eine spätere, christlich beeinflusste Umdeutung und in Wirklichkeit deutet der Name Franke auf eine zentrale religiöse Metapher der Istaevonen: Das west-germanische Wort „wrank-ija“ bedeutet renken, einrenken, verrenken und nimmt Bezug auf ein damals sehr populäres Motiv eines Pferdes mit einem eingeknickten Vorderbein und darüberstehendem, heilenden Götterkopf.  Es ist das mit Abstand beliebteste Motiv auf den Goldamuletten der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters. Es ist eine Metapher für „Wiederauferstehen“.

Odin hilft einem hinkendem Pferd wieder "aufzustehen"

Die Wiederauferstandenen

Die Franken waren somit die „Wiederauferstandenen“ was einen Bezug zum Aufstand des Jahres 9. v.Chr. (der Varusschlacht) als auch zu einer neuen religiösen Ausrichtung herstellen würde.

Franken am Niederrhein

Die Franken machten 259 auf sich aufmerksam als sie in die Provinz Niedergermanien einfielen. Dem war die die Usurpation des Postumus gegen Kaiser Gallienus vorausgegangen. Diese wiederum wurde indirekt durch räuberische Frankenbanden mit ausgelöst, und das kam so: Die Truppe des Postumus hatte einen mit Beute beladenen fränkischen Plünderungstrupp auf dem Rückweg bei Köln gestellt. Die Beute wurde unter den römischen Soldaten aufgeteilt. Darüber kam es zum Konflikt mit dem legitimen amtierenden Unterkaiser Saloninus, dem Sohn des Gallienus, und dessen Prätorianerpräfekt Silvanus, die die Beute zugunsten der Staatskasse einforderten. Daraufhin ließ sich Postumus von seinen meuternden Männern zum Augustus ausrufen und belagerte Köln, wohin sich Saloninus und seine Truppen geflüchtet hatten. Die Stadt wurde von Postumus erobert und diente ihm fortan als Regierungssitz.

Köln: 14 Jahre Hauptstadt des Imperium Galliarum 

Saloninus und Silvanus wurden gefangen genommen und kurz darauf ermordet. So entstand das Imperium Galliarum, das Gallisches Sonderreich, welches zwischen 260 und 274 auf dem Gebiet der römischen Provinzen von Niedergermanien, Obergermanien, Rätien, Gallien, Britannien und Hispanien bestand haben sollte. Postumus wurde im Frühjahr 269 getötet; sein Nachfolger Victorinus war nicht mehr in der Lage die Rheingrenze effektiv zu verteidigen. Die Wirtschaft litt und zahlreiche villae rustica verödeten in dieser Zeit und die Franken, die Schwäche der Römer nutzend, fielen wiederholt plündernd in die Provinz ein.

Scharmützel mit Rom

Im Herbst 273 machte sich schließlich der sehr fähige römische Kaiser Lucius Domitius Aurelianus (kurz Aurelian; *  214 bis † 275) daran, den Westen des Reiches zurückzuerobern. Der letzte Herrscher des geschrumpften gallischen Sonderreiches, Tetricus und seine Armee, wurde von Aurelian im Februar oder März 274 in der Nähe von Châlons-sur-Marne vernichtend geschlagen.  Die Provinz war durch Franken überschwemmt und die meisten Kastelle zerstört worden. Kaiser Aurelian brauchte bis 275 um die Grenzverteidigung einigermaßen wiederherzustellen. Trotzdem war die Provinz nicht befriedet. So rief sich angeblich ein gewisser Bonosus 280 (oder 281) in Köln zum römischen Kaiser aus. Aurelius‘ Nachfolger, Marcus Aurelius Probus gelang es jedoch, ihn zu besiegen. Erst unter, Diokletian stabilisierte sich das römische Reich und die Lage am Rhein.

 Um 300 ließ Constantius Chlorus einen breiten rechtsrheinischen Uferstreifen räumen und die Bewohner, Angehörige des Stammes der Chatturier auf die Hochebene von Langres in Innergallien umsiedeln. Zwei Jahre vorher hatte Constantius I in Langres angeblich ein 60.000 Mann starkes Heer der Alamannen geschlagen.

Constantius‘ Sohn, Konstantin der Große indessen manifestierte Roms Herrschaft gegenüber den aufsässigen Franken am Niederrhein u.a. indem er 310 eine steinerne Verbindungsbrücke zwischen Deutz und Köln über den Rhein bauen ließ. Der relative Frieden sollte immerhin 30 Jahre anhalten und daraus resultierend, blühten Handel und Wohlstand auf.

Entstehung der Salfranken

Aber schon bald nach dem Tod Konstantins 337 führte 341 ein fränkischer Übergriff auf römische Bürger zu einer Strafexpedition, die Konstantins Sohn Constans höchst persönlich anführte. Ein Resultat dieser Expedition war die freiwillige Ansiedlung der (rechtsrheinischen) Salfranken (Franken die ursprünglich zwischen Salland an der IJssel und dem Niederrhein lebten) auf der dünn besiedelten linken Rheinseite, also auf Reichsboden. Nach der Wiederherstellung des Friedens kam der Handel nur sehr schleppend wieder in Gang und als der römische Feldherr Magnentius nach der Kaiserwürde griff und dazu zahlreiche Truppen vom Rhein abzog, überschritten die Franken in großer Zahl den Rhein, eroberten sogar die Hauptstadt Köln und kontrollierten somit die ganze Provinz.

Salfranken, foederati

Zwar gewann Kaiser Julian schon im Jahre 356 Köln wieder zurück, doch erst 358 konnten der systematische Wiederaufbau der Festungen entlang des Rheins in Angriff genommen werden. Die Römer konzentrierten sich nun auf ihre neuen Festungen mit Wachtürmen und auf ihr geschütztes Netz von Militärstraßen. Das weitere Hinterland überließ man der Landbevölkerung, wie z.B. den für die Landverteidigung unter Vertrag genommenen Salfranken, lateinisch salii. Der Vertrag mit den Salfranken, wurde 358 durch Kaiser Julian erneuert. Die Salier integrierten sich erfolgreich in das römische Reich, während die die Errichtung neuer Festungen die Rheinfranken nicht davon abhalten konnten, gelegentlich in die Provinzen einzufallen. Zu Zeiten Kaiser Magnus Maximus im Jahr 388 kam es zu einem großen Einfall. Der Befehlshaber der Germania Secunada, Quintius verfolgte die Franken in ihr Land und wurde dort kunstvoll in einen Hinterhalt gelockt und seine Truppen aufgerieben.  Die Franken wurden durch diesen Erfolg ermutigt und die Grenze blieb unruhig selbst als ein gebürtiger Franke, Aborgast 392 für immerhin zwei Jahre Heermeister des römischen Westheeres wurde.

Franken gegen Wandale, Alanen und Sueben

Auf dem Höhepunkt der Volkswanderungszeit, nahmen im Jahr 406 Wandale, Alanen sowie Sueben aus dem Osten kommend den Hellweg, eine uralte Handelsrute, um in das römische Reich einzufallen.  Diesem Vorstoß stellten sich die rechtsrheinischen Franken in den Weg und führten insbesondere den Wandalen schwere Verluste zu, doch behielten die Angreifer schließlich die Oberhand auf dem Schlachtfeld, dank der zu Hilfe geeilten Alanen. Allerdings gelang es den Heerzug nach Süden abzulenken so dass die Grenze in die Provinz Germania prima nicht am Niederrhein, sondern bei Mainz überquert wurde. Obwohl kurz danach, im Jahre 410, Rom von den Goten geplündert wurde, hat die römische Verwaltung noch einige Zeit weitergearbeitet, was auch dem sehr fähigen Heermeister und Consul Flavius Aëtius geschuldet war.

Expansion der Salfranken

Dieser Aëtius sah sich 445 gezwungen gegen die Salfranken vorzugehen, die gegen die im Bündnisvertrag ratifizierten Abmachungen auf Aras und Chambrai vorgestoßen waren. Aëtius schlug den ursprünglich aus Dispargum am Rhein (vermutlich Duisburg) stammenden König Chlodio, erlaubte ihm dann aber dennoch sich in der Gegend um Turnai niederzulassen. Von Aëtius eine weise Entscheidung, denn so konnte er sechs Jahre später, im Kampf gegen Attila, auf den katalaunischen Feldern, auch auf die Salfränkischen Truppen zählen.

Bilder Quellen: 

Die Schlacht auf den katalaunischen Feldern Nach einer Zeichnung von U. Zick“

Brakteat ©Martin Seeger

Quellen

Christopher Reichmann. Römer und Franken am Niederrhein. Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein. ISBN 978-3-943904-57-4

 

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