Von Burgunden und Burgundern
Aufbruch
Um 200 n.Chr. könnte ein Germanischer Stamm von der heute dänischen Insel Bornholm (diese hieß im Mittelalter „Burgundarholm„) aufgebrochen sein, um auf dem Festland zu siedeln. Gesichert ist, dass die Burgunden (die wie die Goten oder Wandalen ein ost-germanischer Stamm waren) im 3. Jahrhundert im Mündungsgebiet von Oder und Weichsel lebten, von dort aus nach Süden expandierten wo sie gemeinsam mit anderen Germanen, Raubzüge bis tief ins römische Reich unternahmen.
Als 260 der römische Limes fiel, hatte das eine Verschiebung der Siedlungsgebiete zur Folge: Die Alamannen beispielsweise zogen in das heutige Baden Württemberg, woraufhin sich ein Teil der Burgunden in dem frei gewordenen Gebiet entlang des Mains niederließ.
Bündnis mit Rom
Im Jahr 369 verbündete sich Kaiser Valentian I mit den Burgunden im Maingebiet: Sie sollen die unzuverlässigen Alamannen, die bis dahin mit dem Grenzschutz am Oberrhein betraut waren, ablösen.
Hunnenalarm
Doch schon 375 hatten die Römer ganz andere Probleme, denn der Vorstoß asiatischer Hunnen nach Westen, bewirkte eine massive germanische Völkerwanderung. Zunächst zerstörten die Hunnen das Reich der Goten am schwarzen Meer, vertrieben einen Teil (die von nun an als Westgoten bezeichnet wurden) auf römisches Reichsgebiet und unterwarfen den anderen Teil, die Ostgoten, als ihre Krieger.
Das Vordringen der Westgoten in Richtung Italien versetzte die Römer in Aufruhr: Sie zogen ihre Truppen aus Britannien und dem Rhein ab, um Rom zu verteidigen. Damit eröffneten sie verschiedenen am Rhein lebenden Stämmen unverhoffte Möglichkeiten. Im Winter 406/7 überschritten Sueben , Wandalen zusammen mit den Alanen den zugefroren Rhein, um tief nach Westen vorzustoßen. In ihrem Gefolge überquerten auch die Burgunden den Rhein, ließen sich aber schon in und um Worms nieder.
Nur fünf Jahre später schlossen sich die Burgunder Jovinus (einem Ursurpator, der der den Titel des weströmischen Kaisers von 411 bis 413 für sich beanspruchte) an, und geleiteten ihn auf seinen Zügen nach Gallien. Jovinus wurde besiegt und 413 in Narbonne hingerichtet. Trotzdem konnten die Burgunden unter ihrem König Gundahar erstmals auf römischem Boden ein eigenes Königreich errichteten.
Rom arrangierte aber sich bald darauf mit den Hunnen, die östlich des Rheins in eine hegemoniale Stellung aufstiegen und die verschiedenen Germanenstämme in diesem Gebiet beherrschen. Teilweise dienten Hunnen in römischen Heeren.
Der Stoff aus dem Legenden sind…
435 wollten die Burgunden Worms verlassen, um die alte Kaiserstadt Trier zu übernehmen, und so ihren Machtbereich auf die reiche Provinz Belgica auszuweiten, was die Römer natürlich nicht tolerieren konnten: Die Römer unter der Führung von Aetius, zusammen mit den Hunnen dezimieren das burgundische Volk. Die Chronica Gallica berichtet zum Jahr 436 knapp: „Ein denkwürdiger Krieg fand statt mit den Burgunden, in dem fast das ganze Volk gemeinsam mit seinem Anführer den Tod fand“. Den Burgunden, oder was davon noch übrig war, wies der römische Feldherr Aetius in der Folge ein neues Siedlungsgebiet zu: die sapaudia. Diese dramatischen Begebenheiten wurden 700 Jahre später in den Nibelungensagen teilweise verarbeitet.
Umsiedlung in die Schweiz
So kamen die Burgunden in das Gebiet der heutigen West Schweiz (Kantone Waadt und Fribourg) und Savoyen. Zwar militärisch besiegt, hatten sich die Burgunden der römischen Lebensweise angenähert, wodurch sie im zerfallenden Imperium rasche Aufstiegsmöglichkeiten in der weströmische Armee fanden: Schon ab 443 sollten die Römer auf die Unterstützung durch die Burgunden angewiesen sein, denn die Hunnen kündigten unter Attila die Kooperation mit den Römern und setzten zum Sturm auf das Kaiserreich nördlich der Alpen an. Es müssen eine signifikante Anzahl Burgunden die Dezimierung durch die Hunnen 436 überlebt haben, denn schon 451 kämpften die Burgunden an der Seite der Römer auf den Katalaunischen Feldern gegen Hunnen und Ostgoten.
Bilder Quellen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Burgundenboot.JPG
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedrich_T%C3%BCshaus_Schlacht_zwischen_Germanen_und_R%C3%B6mern_am_Rhein_1876.jpg Friedrich Tüshaus 1832-1885 [Public domain]
Quelle: Peter Heather, Invasion der Barbaren, Klett-Cotta Verlag 2011. ISBN 978-3-608-94652-9