Bernhard von Clairvaux

Als ungekrönter Papst und Kaiser des Jahrhunderts lenkte Bernhard von Clairvaux die Geschichte; seine Zeit wurde deshalb auch gelegentlich das Bernhardinische Zeitalter genannt. Doch Bernhard von Clairvaux war ein wandelnder Widerspruch: Als Doctor ellifluus, „honigfließenden Lehrer“ bezeichneten ihn Zeitgenossen, wegen seiner herausragenden Begabung zur Predigt. Er lobte den Wert des Körpers als Begleiter der Seele, den eigenen ruiniert er durch Askese.  Er erklärte man könne größeres in Wäldern als in Büchern finden aber Wälder lässt er roden und was er selbst schrieb, ließ er in zahllosen Abschriften im ganzen Abendland verbreiten. Er preist die Abkehr von der Welt als Voraussetzung christlichen Lebens, dennoch bestimmte sein Einfluss das Handeln von Päpsten und Königen seiner Zeit. Er predigte Liebe als Wurzel der Gotteskenntnis, gleichzeitig warb er für die Kreuzzüge und erwirkte Schreibverbote und drakonische Strafen für seine Gegner. Er war sich seiner Widersprüchlichkeit bewusst und sagte über sein „monströses Leben“: Ich bin die Chimäre meines Jahrhunderts geworden, nicht Priester nicht Laie.

Heute würde man sagen Bernard war ein Populist und es basierte mit Sicherheit auf eiskaltem Kalkül, dass er mit seiner frühen Schrift, der Apologia, 1124 den erbitterten Regelstreit mit der finanziell angeschlagenen Konkurrenz, den Cluniazensern eröffnete. (Zeit Aspekte 2.4.1998).

Auf jeden Fall war Bernhard ein Mann von großer Faszination und zog Novizen in einem Maße an, so dass fast jedes Jahr zwei neue Klöster von Clairvaux aus errichtet werden mussten; insgesamt gründete er 68 Klöster, weitere waren ihm unterstellt, so dass 164 Abteien seiner geistlichen Führung unterstanden; bis zu Bernhards Tod wurden schon 343 neue Gründungen gezählt.

Bernhard wurde 1118 zum Leiter des Zisterzienserordens. Er erneuerte die Ordensregeln, so dass er zu Recht als zweiter Gründer des Ordens gelten kann. Seine Consuetudines stehen in gewissem Gegensatz zur Regula des Benedikt von Nursia: die Benediktiner gründeten ihre Niederlassungen auf Höhen, Bernhard ordnete sumpfige Täler an mit Wäldern, die gerodet werden mussten. Er betonte den Wert der körperlichen gegenüber der geistigen Arbeit. Ganz besonders wandte er sich in Briefen und Kapitelbeschlüssen gegen jede figürliche Ausgestaltung der Portale, Kapitelle und Kreuzgänge, weil das den Betrachter vom Gebet ablenke.

Nach dem Konzil von Troyes verfasste er 1128 eine kleine Schrift zum Lob des Templerordens: Ad milites Templi de laude nove militie; sie umreißt die theologischen Grundsätze des gerechten Krieges und rechtfertigt das Handeln des Ordens, dessen kirchliche Anerkennung nun erfolgte, weshalb Bernhard auch die Gründung dieses Ordens zugeschrieben wird.

Bernhard war berühmt für seine große Predigtbegabung, die er – im Auftrag von Papst Eugen III. – nicht zuletzt in den Dienst der Anwerbung für die Kreuzzüge einsetzte.  Mit seiner Predigt im Jahre 1146 rief er in Vézelay zum 2. Kreuzzug auf und entfachte damit in ganz Europa einen Rausch der Begeisterung. Bernhard reiste nach Nordfrankreich, Flandern und ins Rheinland, überall zogen Wundertaten und die redegewandten Predigten Bernhards zahlreiche Zuhörer und Pilger an.  Das ritterliche Ideal der Kreuzzüge sah das Sterben für den himmlischen Herrn als besonderes Verdienst; so formulierte Bernhard: Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus.

Kompromisslos bekämpfte Bernhard die Katharer, 1145 unternahm er mit einem Kardinallegaten eine Predigtreise, um ihnen im Languedoc entgegenzutreten; ebenso bekämpfte er die Reformation des Petrus Waldus (der Waldenser) sowie die von Pierre Abelard vertretene rationalistische Philosophie, dessen Lehrsätze er 1140 durch das Konzil von Sens verurteilen ließ. Sein entschiedenes Eingreifen in die großen Kontroversen in der Kirche – so in der Frage der Gültigkeit von Papst- und Bischofswahlen oder den Fragen der Bekämpfung von Häresien – machten ihn bei den Zeitgenossen zum führenden Verteidiger der Kirche und des päpstlichen Vorranges. Bernhard beharrte auf dem Vorrang des Glaubens im Umgang mit dem Dogma, dabei zeigt sich ein großes Misstrauen gegenüber intellektuellem Erkenntnisstreben; er billigte intellektuelles Denken nur, soweit es zu Gebet und Kontemplation hinführt. 

Quelle:  Zeit Aspekte 2.4.1998

Bernhard von Clairvaux heiligenlexikon.de

Bildquelle: Eberbach Abbey / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

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